Bedürfnisorientierte Erziehung (en: „responsive parenting“) geht davon aus, dass jeder Mensch – ungeachtet seines Alters – gleich viel wert ist. Anstatt also von oben herab zu erziehen, begleiten Eltern ihre Kinder auf Augenhöhe. Sie definieren klare, notwendige  Grenzen – u.a. in Bezug auf Sicherheit, Gesundheit und sozialem Zusammenleben – oder auch „Leitplanken“ zwischen denen ihr Kind sich frei entfalten kann. Die Verantwortung verbleibt jedoch bei den Eltern.

Wie der Name schon sagt, stehen bei der bedürfnisorientierten Erziehung „Bedürfnisse“ im Mittelpunkt. Kinder handeln niemals vorsätzlich gegen ihre Eltern, sondern immer „für sich“. Das bedeutet, ihr Verhalten hat immer einen Grund und ist Ausdruck eines inneren Bedürfnisses. Wichtig ist hier die Unterscheidung zwischen Wünschen und Bedürfnissen. Ein Wunsch ist nicht notwendig, sondern etwas, das man gerne hätte bzw. eine erlernte Strategie, um ein gewisses Bedürfnis zu befriedigen. Hinter Bedürfnissen hingegen steckt immer eine echte Notwendigkeit.

Das Ziel von bedürfnisorientierter Erziehung ist es, die Bedürfnisse des Kindes zu erkennen oder im besten Fall sogar zu antizipieren und auf sie einzugehen. Allerdings spielen die Bedürfnisse aller Beteiligten eine Rolle, weswegen ein Kind also nicht „alles bekommt, was es will“ (zumal wir hier wieder bei Wünschen wären), sondern versucht wird, die Bedürfnisse von Eltern, Kind, möglicherweise Geschwistern usw. so gut wie möglich zu einem Kompromiss zu vereinen.