„Ich glaube, mein Kind ist hochbegabt.“

Wenn Eltern sich trauen, diesen Satz laut auszusprechen, tun sie das meist nicht voller Stolz, sondern mit einer gewissen Portion Angst im Gepäck. Es ist kein triumphaler Ausruf, sondern vielmehr ein Versuch der Entschuldigung bei einer Gesellschaft, die sich immer noch schwer damit tut, Abweichungen von der Norm zu akzeptieren oder gar zu schätzen und zu fördern.

Aber genau das sollten wir tun! Hochbegabung ist ein Geschenk – nicht umsonst spricht man im Englischen von „gifted children“. Dazu gehören u.a. Kinder, die sich bereits im Kindergarten- oder Vorschulalter selbst das Lesen, Schreiben und/oder Rechnen beibringen. Die sehr früh beginnen, in komplexen Sätzen zu sprechen und sich gar nicht erst mit Babysprache „aufhalten“. Kurz gesagt: Kinder, die in manchen Dingen einfach weiter sind als ihre Altersgenossen. Aber als hochbegabt gelten auch Kinder, die außerordentlich musikalisch sind und zielgerichtet kleinste Tonhöhenvariationen erkennen und benennen können. Die (versteckte) Emotionen anderer erspüren und nachfühlen. Oder Kinder, die schon in jungen Jahren Lionel Messi, Usain Bolt oder Tony Hawk Konkurrenz machen.

Hochbegabte Kinder sind einfach „mehr“ – und dass „mehr“ nicht uneingeschränkt besser ist, ist mehr als nur eine alte Binsenweisheit. Denn auf der einen Seite bereits ein Schulkind, auf der anderen aber eigentlich erst ein Kleinkind zu sein, kann sich ganz schön herausfordernd anfühlen. Dinge kognitiv zu verstehen und zu wollen, aber körperlich noch nicht dazu in der Lage zu sein, führt zu jeder Menge innerer Spannung. Spannung, die sich auch mal lautstark entladen kann.

Und genau deshalb brauchen hochbegabte Kinder besonders viel Verständnis und bedürfnisorientierte Begleitung. Sie spüren, dass sie anders sind, und fühlen sich daher oft als Außenseiter. Außerdem befinden sie sich unentwegt im Kampf mit sich selbst. Erfahren sie zudem noch Ablehnung in Schule oder Kindergarten, wo es so viel einfacher wäre, wenn sie nicht auffallen, sondern sich „altersgerecht“ verhalten würden, kann das Ganze schnell nach hinten losgehen. Mit Verständnis, Begleitung und der richtigen Förderung hingegen, erhalten hochbegabte Kinder die Chance, ihr eigenes Potential zu erforschen und zu entfalten.

Für eine offizielle Diagnose wird der Intelligenzquotient (IQ) getestet. Hierbei gelten Menschen mit einem IQ-Wert größer 100 als höher begabt. Ab einem Wert von 130 spricht man von Hochbegabung. Menschen mit einem IQ jenseits 145 gelten als höchstbegabt. Letztendlich ist der IQ-Wert erstmal nur eine Zahl. Allerdings kann diese Zahl viele Türen öffnen bzw. sogar Voraussetzung dafür sein, entsprechende Förderung und Unterstützung zu erhalten. Der IQ wir mittels standardisierter Tests ermittelt, die auf ein Alter ab etwa 5 Jahren ausgerichtet sind. Jüngere Kinder werden nur in Ausnahmefällen getestet und meist muss der Test zu einem späteren Zeitpunkt nochmal wiederholt werden, um den tatsächlichen Wert fehlerfrei zu ermitteln.